Innovationsmanagement I - online
Die wichtigsten Dinge kurz zusammengestellt ...
(14.2.96 18:50, Thomas von Siebenthal)
1. Grundlagen
2. Beurteilungssysteme
3. Projektorientiertes Innovationsmanagement
4. Strategisches Innovationsmanagement
Gründe für die wachsende Bedeutung von Innovationen:
- Beschleunigte Technologieentwicklung, Zunahme
technologischer Diskontinuitäten
- Verschärfter Wettbewerb
- Verkürzung der Produktlebenszyklen
- Kapitalintensivität von Innovationen
- Erhöhtes Risiko
- Innovation i.e.S.
- (Brockhoff) Erfindung vorhanden und verspricht
wirtschaftlichen Erfolg -> Investitionen für
Fertigungsvorbereitung und Markterschliessung, Produktion
und Marketing in Gang gesetzt. Wenn Einführung im Markt
erreicht wird oder spricht man von einer
Produktinnovation und wenn ein neues Verfahren eingesetzt
werden kann, so spricht man von Prozessinnovation.
- Innovation i.w.S.
- Forschung und Entwicklung -> Invention ->
Markteinführung -> Innovation i.e.S. ->
Marktdurchsetzung -> Diffusion <- Imitation <-
Konkurrenz durch Nachahmung
- Aufgaben des Innovationsmanagements
- Ideengenerierung
- Planung und Beurteilung von Innovationen
(Projektplanung und -abwicklung)
- Gestaltung geeigneten Rahmenbedingungen für ein
Innovationsfreundliches Klima (v.a. personell und
organisatorisch)
- Innovations-Controlling
- Forschung und Entwicklung
- (Brockhoff) Kombination von Produktionsfaktoren zur
Gewinnung von neuen Wissens
- (Popp) Forschung als Wissensgewinnung, Entwicklung als
Wissensanwendung in Hinblick auf Erstellung betrieblicher
Leistungen.
- Grundlagenforschung
- Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne
(überwiegendes) Ziel der praktischen Anwendbarkeit
- Angewandte Forschung
- Gewinnung neuer wissenschaftlicher oder technischer
Erkenntnisse mit spezifischer praktischer Zielsetzung
oder Anwendung.
- Entwicklung
- Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse um zu neuen
Produkten oder Prozessen zu kommen.
- Invention
- Technische Realisation neuer oder neuer Kombinationen
bestehender Erkenntnisse.
- Diffusion
- Ausmass und Geschwindigkeit der Ausbreitung von
Innovationen.
- Imitation
- Durchführung von Neuerungen auf Grundlage
"fremder" Erkenntnissprozesse.
Innovationsarten:
- Produktionnovationen
- Substitutive Innovationen
- Wertschöpfungsinnovationen
- Anwendungsinnovationen
- Marktinnovationen
- Prozessinnovationen / Verfahrensinnovationen
- Sozialinnovationen
Abgrenzungen:
- Strategisches Management
- Operatives Management
- Projektorientiertes Management
- Zielbildung
- Festlegen eines (realisierbaren) Systems von
Handlungsnormen
- Findung und Präzisierung von Zielen
- Zielstrukturierung
- Realisierbarkeitsprüfung
- Auswahl und Anpassung von Zielen
Strategische Planung -> Vorgaben -> Operative Planung
Operative Planung -> Feedback -> Strategische Planung
- Zielplanung
- Sachziele, Wertziele und Sozialziele
- ergibt Programme (Absatz, F&E, Produktion,
Beschaffung, etc.) sowie einzelne Handlungsziele
- Potentialplanung
- zielorientierte Ressourcenplanung (Personal,
betriebsmittel, etc.) nach Art und Menge inlusive
Potentialstrukturplanung (Organisationsplanung,
Standortplanung).
- Aktionsplanung / Aktionsobjektplanung
- Festlegung des zeitlichen und örtlichen Einsatzes der
Aktionsträger (Potentiale) und der Aktionsobjekte
(Informationnen, Sachgüter, Nominalgüter).
Beurteilungskriterien für Innovationen:
(Messung des Zielerreichnungsgrades)
- Quantitative Kriterien
- Zahlungsorientierte Kriterien
- Kapitalwert KW
- Kapitalwertkoeffizient
- Erwartungswert von KW, EKW
- Investitionshebel IHE
- Zahlungsorientiertes Chancen- und
Gefahrenpotential
- G&V-orientierte Kriterien
- Gewinn G
- Return on Invest ROI
- Erwartungswerte von G und ROI
- G&V-orientiertes Chancen- und
Gefahrenpotential
- Kapazitätskriterien
- Vorhandene, ausgelastete und fehlende
Kapazitäten
- Kapazitätserweiterungsmöglichkeiten
- Erwartungswerte von
Kapazitätsauslastung, Fehlkapazitäten
- Risiko, Chancen
- Marktkriterien
- Marktvolumen
- Marktwachstum
- Marktanteil
- Qualitative Kriterien
- Wirtschaftliche und soziale Kriterien
- Betriebsklima
- Motivation
- Akzeptanz
- Ausbildungsqualität
- Kontakte
- Image
- Technisch orientierte Kriterien
- Transilienz I (Fähigkeit technisches
Wissen in finanzielle Mittel umzusetzen)
- Transilienz II (Fähigkeit rechtzeitig
Technologiesprünge zu tätigen)
- Technologierisiken und -chancen
- Kapitalwert KW
- Summe aller abdiskontierten Nettozahlungen
- Kapitalwert der investitionsrelevanten Auszahlungen IAZ
- Summe aller abdiskontierten investitionsrelevanten
Auszahlungen
- Kapitalwertkoeffizient KWK
- KWK = KW / IAZ
- Erwarteter Kapitalwert EKW
- Summe aller mit Wahrscheinlichkeiten gewichteten KW
- Erwartete investitionsrelevante Auszahllungen EIAZ
- Summe aller mit Wahrscheinlichkeiten gewichteten IAZ
- Investitionshebel der erwarteten Zahlungen IHE
- IHE = EKW / EIAZ
Einflussfaktoren sind Einflussgrössen
(Erfolg und Misserfolg, die wir steuern können) mit positiven
und negativen Auswirkungen auf die Beurteilungskriterien (Mass
des Zielerreichnungsgrades).
- Wirkungsintesität
- Wirkungselastizität (wie propotional)
- Variablilität (Bandbreite)
- Determintiertheit (Streuung)
- Wirkungsinteraktion
- Multiple Kausalität (jede Ursache mehrere
Wirkungen und vice versa)
- Wirkungsinterdependenz (Veränderung des
Einflusses eines Erfolgsfaktores in abhängigkeit
eines anderen)
- Hierarchie (Aufspaltung in Ebenen)
- Rückkoppelungsbeziehungen (Ein Faktor ändert
so, dass seine Einwirkungen seine eigenen
Voraussetzungen verändern ...)
- Projekt
- Menge von Aktivitäten und Entscheidungen
die über Ereignisse unter Berücksichtigung
logischer Bedingungen miteinander verknüpft sind. Den
Aktivitäten und Entscheidungen sind ebenso wie den
Ereignissen Parameter zuzuordnen. Projekte weisen
folgende Merkmale auf:
- zeitliche Befristung
- Einmaligkeit
- definierter Anfang und Abschluss
- Komplexität
- relative Neuartigkeit
- erhebliches Risiko
- Teilaktivitäten
- Interdependenzen
Projekte werden oft durch Netzpläne
strukturiert:
- Critical Path Method CPM
- Project Evaluation and Review Technique PERT
- Metra Potential Method MPM
Es gibt vier Kategorien von Innovationsprojekten:
- unter Sicherheit planbar
- unter Stochastik planbar
- unter Unbestimmtheit planbar (selten)
- nicht planbar (ca. 20% aller Projekte)
3.1. Partialanalyse
Systematische Untersuchung eines einzelnen
Innovationsprojektes oder einer Teilmenge von
Innovationsprojekten einer Unternehmung unter Berücksichtigung
quantitativer und qualitativer Kriterien (primär bezüglich Ein-
und Auszahlungen, Kapazitätsbelastungen und Risiko).
Eine Partialanalyse ist zulässig, wenn die Unabhängigkeit
des betrachteten Projektes von den übrigen gegeben ist oder wenn
die Verflechtungen mit den anderen Projekten im wesentlichen
durch die Analysekriterien erfasst werden können.
3.1.1. F&E-Projektdeckungsrechnung
Methode der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Gegenüberstellung
der investierten F&E-Kosten und der F&E-Rückflüsse. Die
Grundgrössen der F&E-Projektdeckungsrechnung sind:
- F&E-Kosten
- kalkulatorische F&E-Rückflüsse
- Entwicklungszeit
Vorteile:
- einfache und klare Darstellung der
Projektwirtschaftlichkeit
- zeigt Wirkung von zeitlichen Verzögerungen auf
- Sichtbarmachung der wirtschftlichen Zielsetzungen und des
Masses der Zielerreichung
Nachteile:
- Diskontierung, Unsicherheit, Kapazitäten und
Verflechtungen mit anderen Projekten unberücksichtigt.
3.1.2. Verallgemerinerte Entscheidungsnetze
Abbildung von Innovationsprojekten als Netzwerke. Es gibt
folgende Knoten:
- deterministische Knoten (1 in - 1 out)
- stochastische Knoten (1 in - several out mit
Wahrscheinlichkeiten)
- Entscheidungsknoten (1 in - several out mit Auswahl aus m
... n)
- Startknoten (deterministisch, stochastisch, Entscheidung)
- Endknoten
3.1.3. Dynamische Chancen- und Gefahrenportfolios
Ausgehend vom verallgemerinerten Entscheidungsnetz werden
ausgewählte Knoten des Netzes in einem dynamischen Chancen- und
Gefahrenportfolio positioniert. Die x-Achse ist die Zeit, die
y-Achse die positive resp. negative
Eintreffenswahrscheinlichkeit. Die Grösse der Kreise gibt den zu
erwartenden Zahlungsstrom an.
Vorteile:
- Uebersichtliche Darstellung hinsichtlich Zeit, Ein- und
Auszahlungen und Risiken
- Unterscheidung zwischen technischer und wirtschaftlicher
Risiken
- Grundlage zur Lokalisierung von Chancen und Gefahren
(-> Massnahmen zur Risikodämpfung resp.
Chancenerhöhung)
- Vergleich mehrere Projekte übersichtlich
3.1.4. Zielspinnen berücksichtigen qualitative Ziele
Hybride Beurteilungssysteme können enthalten:
- Quantitative Kriterien
- EKW und EIAZ
- G&V-basierte Kritrerien
- Chancen- und Gefahrenpotentiale
- Kapazitätsbelastungen
- Qualitative Kriterien
- Image
- Ausbildungsqualität
- Mitivation
- Transilienz
Bei den Zielspinnen werden die erstrebenswerten Grössen nach
aussen abgetragen. So ist z.B. EKW nach aussen orientiert, doch
Gefahrenpotential ist nach innen orientiert.
3.2. Globalanalyse
Systematische Untersuchung aller Innovationsprojekte
einer Unternehmung unter Berücksichtigung quantitativer und
qualitativer Kriterien, sowie der Dimensionierung der Ressourcen
und der Wahl der Technologien und Märkte.
Die einzelnen Projekte können als verallgemeinerte
Entscheidungsnetze erfasst werden und zu einem Netz
zusammengefasst werden. Wenn nun noch Zielfunktionen und
Restriktionen zugefügt werden erhalten wir ein gemischt-ganzzahliges
Programm.
Der Vorteil der Simultanplanung liegt bei der
Berücksichtigung der Interdependenzen und Synergien zwischen
einzelnen Projekten. Nachteilig ist der hohe Aufwand und die
rasch anwachsende Komplexität.
Beruht auf einer integralen, dynamischen Betrachtung von
strategischen Geschäftsfeldern, Funktionen und Projekten. Ziele
und Aufgaben:
- Chancen und Gefahren erkennen
- Entscheidungsregeln bzw. -prozesse gestalten
- Entwicklung einer F&E-Grundstrategie
(Innovationsstrategie) als Grundlage für strategische
F&E-Programme
- Festlegung der organisatorischen Struktur für den
F&E-Bereich
- Patent- und Lizenzpolitik
Hilfsmittel:
- Simultanplanungsmodelle
- Portfoliotechniken
- Suchprozesse
4.1. BCG-Portfolio
- Strategische Geschäftseinheit SGE
- Eigenständigkeit der Marktaufgabe
- gesellschaftliche Relevanz der Marktaufgabe
- Vorliegen einer eindeutigen Konstellation von
Konkurrenten
- Erreichbarkeit relativer Wettbewerbsvorteile
- relative Unabhängigkeit
- Führungseffizienz
Grundgedanke der Portfolios ist die Positionierung der SGE in
einem Koordinatensytem. X-Achse bildet der relative Marktanteil
MA und Y-Achse bildet das Marktwachstum MW. Folgende 4 Grundtypen
werden unterschieden:
- Stars (MA hoch, MW hoch) -> halten, ausbauen
- Question Marks (MA nieder, MW hoch) -> Ausbau zu Star
oder Rückzug
- Dogs (MA nieder, MW nieder) -> Rückzug oder
Marktnischen
- Cash-Cows (MA hoch, MW nieder) -> halten, melken
4.2. McKinsey Portfolio
Eine Verfeinerung kann durch eine Einteilung in 9 Quadrate,
mit präziseren Handlungsempfehlungen, erreicht werden. McKinsey
teilt hier in Marktattraktivität (Marktwachstum, Martkgrösse,
Marktqualität, Energie- und Rohstoffversorgung, Umweltsituation)
und Wettbewerbsposition (relative Marktposistion, relatives
Produktpotential, relatives F&E-Potential, relative
Qualifikation des Personals) ein.
4.3. Technologie-Portfolio von Pfeiffer
Dieses Portfolio soll der Firma ermöglichen grundlegende
Technologiestrategien zu bestimmen. Die Technologien der
Unternehmung werden in eine 2-dimensionale Matrix abgebildet. 2
unabhängige Dimensionen weren erfasst:
- Technologieattraktivität (externe Grösse)
- Ressourcenstärke (interne Grösse)
Der Ablauf gestaltet sich folgendermassen:
- Identifizierung der Technologien (Produkt- und
Prozesstechnologien)
- Ermittlung des Ist-Zustandes
- Bestimmung der Technologieattraktivität
- Ermittlung der Ressourcenstärke
- Zusammenfassung zum Ist-Portfolio
- Transformation des Technologie-Portfolios vom Zeitpunkt t0
zu einem zukünftigen Zeitpunkt t1
- Ueberführung der Analyse in eine konkrete
F&E-Programm- und Projektplanung mittels sogenannter
Handlungsempfehlungen (oben rechts: investieren; unten
links: desinvestieren; mitte: selektieren)
4.4. 4-Matrizen-Methode von Seiler
Verknüpfung von Technologie und Märkten angestrebt. Dient
der Formulierung und Bewertung einer Grobstrategie für Produkte,
Märkte und Technologien. Es kommen die 4 folgenden Matrizen zum
Einsatz:
- Marktportfolio (x: eigene Stärken; y: Attraktivität;
Kreisgrösse: Deckungsbeitragspotential)
- Technologie-Portfolio (x: eigene Stärken; y:
Attraktivität; Kreisgrösse: Entwicklungskosten)
- Produkt-/Technologiebeziehung (x: Technologien aus Matrix
2; y: Produkte aus Matrix 1; Stern: benötigen einander;
Punkt: Killer-Technologie)
- Produkt-/Marktbeziehungen (x: neue und bestehende
Märkte; y: Produkte aus Matrix 1; Stern: benötigen
einander)
Technologiearten:
- Basistechnologie (tragende, allgemein bekannte technische
Prinzipien)
- Schlüsseltechnologie (Stand der Technik; erzeugen
Wettbewerbsdruck und Verbesserungspotential)
- Schrittmachertechnologie (frühes Entwicklungsstadium,
potentielle Schlüsseltechnologien)
- Zukunfttechnologie (Forschungsstadium, absehbare Rolle
als Schrittmacher- oder Schlüsseltechnologie)
- Killertechnologie (können Kundenbedürfnisse
eliminieren, ausserhalb von Unternehmen entwickelt)
4.5. Beurteilung der Portfoliotechniken
Vorteile:
- einfach, informationskomprimierend,
kontextübergreiffend, anschaulich
- liefert heterogenem Top-Managemenbt einen Bezugsrahmen
- transparent, nachvollziehbares Instrument
- Gesamtsicht einer Unternehmung erreicht
Nachteile:
- Umsetzbarkeit der Planung stillschweigend vorausgesetzt
- schwierige Zuordnung von Technologien zu SGE
- Gefahr der Sukzessivplanung
- Auswirkung von Ressourcenallokation auf
Zielpositionierung nicht überschaubar
- Interdependenzen auf SGE- und Technologieebene nicht
erfassbar
- fehlende Risikoberücksichtigung
- ungenügende Dynamik
- Subjektivität der Auswahl und Bewertung der Kriterien
4.6. Suchprozesse
Suchprozesse finden im Innovationsmanagement auf 2 Ebenen
statt:
- Suche nach neuen Betätigungsfeldern (Geschäftsfelder,
Produktfamilien)
- Unterstützung bei der Bewältigung von Problemen beim
Design/Entwicklung neuer Produkte/Prozesse durch
Ideengenerierung
Suchspirale: Suchraum -> Suchfeld -> Kandidat -> Def.
neuer Geschäfte -> Produktvarianten
Folgende Suchprozesse stehen zur Verfügung:
- Brainstroming
- Synektik
- Morphologischer Kasten
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